Wer möchte nicht in einer Welt leben, in der man nur an etwas denken und dann mit dem Auge blinzeln und Hologramme durch die Luft wischen muss, statt schwerfällig mit Computer oder Smartphone zu hantieren? Der 13-jährige Jonto lebt in einer solchen Welt, die aber hat einiges hinter sich: Zwei Klimakriege und davor zahlreiche Versuche, das Unabwendbare zu verhindern. Paris wurde unter einer Glaskuppel vor den Einwirkungen des Klimawandels geschützt, von der heute nur noch spitze Scherben in die Luft ragen. Nicht ganz Paris natürlich - nur der Kern mit den reichen Bewohnern! Wegen des steigenden Meeresspiegels aufgegebene Städte wurden als schwimmende Inseln neu gebaut, etwa Nieuw Rotterdam, das jetzt als Wrack in der Nordsee dümpelt, ihre Minustürme unter Wasser fest in die Ruine der Stadt gerammt, die einmal Bremen hieß.
Bremen, dort war das Haus von Jontos verstorbenem Großvater Ben, der später in eine der drei Marskolonien ausgewandert ist. Jonto trägt ihn jetzt bei sich, in der Hosentasche, den Großvater. Als Diamant. Dass man auf der Erde Tote in der Erde vergräbt, findet er immer noch ziemlich gruselig. Und nicht gerade umweltfreundlich.
Jonto, der Junge vom Mars, blinzelt und seine Digi-Linse zoomt Nieuw Rotterdam heran. Dort irgendwo unter diesem riesigen Wrack aus Glas und Stahl muss er liegen: der Future Boost. Die Erfindung seines Opas, die die Erde mit umweltfreundlicher, billiger Energie hätte retten können. Der im Geheimen entwickelte Fusionsreaktor, den seine Mutter Nelli lachend als Spielzeug abtut! Hat Ben wirklich nur gern verrückte Sachen gebastelt? Oder stimmt es, was er Jonto auf dem Sterbebett noch sagen wollte, wobei die letzten Worte fehlten: das dieser - nach Bens Darstellung funktionierende - Future Boost irgendwo auf der Erde versteckt ist. Jonto will ihn finden und mit dem Geld, das er dafür bekommen würde, endlich auf den Mars zurückkehren.
Und auf der Suche ein paar Fragen klären, die ihm niemand beantworten will, am allerwenigsten Nelli: Warum hatte sie den Mars verlassen, als Jonto noch ganz klein war, ihn zurückgelassen beim Großvater, als Baby, gleich nach seiner Geburt? Warum musste Jonto die Kolonie verlassen, nachdem der Großvater gestorben war? Zurück zur Mutter, zur Erde, die er doch beide gar nicht kannte, höchstens als Hologramm von gelegentlichen Kommunikationskontakten. Warum hat Ben den Future Boost damals nicht mitgenommen? Oder verkauft, damit er auf der Erde eingesetzt werden könnte – war der Reaktor nicht sein Lebenswerk? Warum weigert sich seine Mutter so hartnäckig, da-ran zu glauben?
Mithilfe der Digi-Linse erkennt Jonto jetzt, dass sich Gestalten auf Nieuw Rotterdem herumtreiben - eigentlich streng verboten! Und er ist sich fast sicher, dass es Kinder sind. Unter diesen meint er, seinen neuen Nachbarn, Wilhelm, erkannt zu haben, der mit seiner Großmutter im gleichen Haus wie Nelli wohnt. Wer sonst trägt schon einen Roboterarm? Er würde also nicht allein sein auf Nieuw Rotterdam... So ein Zeozwei! Das erschwert die Suche gewaltig!
Noch immer fällt es Jonto schwer, von der Mars- auf die Erdensprache umzuschalten. Zeozwei, das sagt man hier inzwischen statt „Scheiße“. Zeozwei ist ja eigentlich aus Erdensicht viel schlimmer als Scheiße - CO2 hat die Klimakatastrophe ausgelöst. Nur Marskinder, die das nicht miterlebt haben, sagen immer noch Scheiße. Und man sagt jetzt „dobri“ statt „okay“ und „ahoi“ statt „hallo“ in Zentropa. Schon einmal hat sich Jonto vor Wilhelm blamiert, und das gleich bei der ersten Begegnung...
Zeozwei - jetzt ist aber genug verraten!
Wird Jonto den Future Boost finden? Werden ihm Wilhelm und die Kinderbande helfen - oder machen sie dem Marsjungen das Leben schwer? Was erwartet ihn dort auf Nieuw Rotterdam? Oder ist der Future Boost gar nicht da unten in den Ruinen des alten Bremen? Ein spannender Cli-Fi (auch für Erwachsene), der nicht nur zum Nachdenken über den Klimawandel anregt, sondern auch die Lachmuskeln kräftig fordert.
Die monatliche ADZ-Reihe „Wertvolle Jugendbücher“ möchte Kinder und Jugendliche zum Lesen in deutscher Sprache anregen. Die Bücher sind in den deutschsprachigen Bibliotheken des Goethe-Instituts auszuleihen.