In der Hauptstadt Rumäniens herrscht am Samstag in der Früh meistens Ruhe auf den Straßen. Der Grund dafür ist auch, weil die Schüler und Studenten keinen Unterricht haben. Dennoch rollen viele Wagen in die Școala-Floreasca-Straße. Jung und Alt geht die Straße trotz Kälte auf und ab. Sie sind schick gekleidet. Geräte, Kameraleute, Reporter. Da stellt man sich die Frage: „Was ist denn hier los?” An diesem Tag genau vor hundert Jahren wurde der Grundstein für diese Schule gelegt.
Eine vielköpfige Gruppe von Lehrern und Schülern haben den Ablauf dieses Festtages monatelang durchdacht. Es wurden zahlreiche Einladungen versendet, Fernsehstudios durch Pressemeldungen benachrichtigt, Bücher zur Geschichte der Schule veröffentlicht, der Sportsaal wurde saniert, es wurde geprobt, die Auswahl der Künstler und Redner genau überlegt und überprüft, das warme Büffet bestellt, Zimmer für die Gäste aus der Moldau gebucht, für Lehrer und Schulleiterin Ludmila [i{canu aus Sângerei, der Republik Moldau, von der Schule „Olimp”, mit der man ein Abkommen kulturellen Austausches dieses Jahr abgeschlossen hat.
Die Feier konnte beginnen. Wichtig für Gäste und Gastgeber: Es gibt nicht nur Interviews, sondern auch eine Direktübertragung auf Facebook. Dadurch steigt auch die Spannung. Alles muss perfekt laufen. Wir befinden uns im digitalen Zeitalter. Man kann sich keine Fehler leisten.
Aus allen Gesichtern strahlt Emotion, Dankbarkeit, Gefallen. Es ist ein wunderbares Wiedersehen mit ehemaligen Mitschülern, Kollegen, Eltern.
Die Bürgermeisterin des Sektors 1, Clotilde Armand, ist eingetroffen und wurde mit den Farben Rumäniens geschmückt, um eine Jubiläumsplakette einzuweihen. Von nun an kann jeder Passant bemerken, dass die Geschichte der Schule hundertjährig ist.
Für diese bleibende Erinnerung an das historische Bestehen der Vlahuță-Schule haben viele Generationen gesorgt. Präsentiert wurde dies durch die Vorstellung des Bandes „Liceul Teoretic Alexandru Vlahuță, scurt istoric” von den Autoren Magda Stavinschi und Bogdan Andrei Fezi, deren Familiengeschichte stark mit der der Schule verbunden ist, da acht Mitglieder entweder Schulabschluss hier gemacht haben oder die Schule besuchen.
1891 wurde die Unterrichtsstätte als Schule für Mädchen und Jungen durch Spenden der Bewohner gegründet, wobei die Schüleranzahl am Anfang klein war. Diese zählten nur vierzig, eine Klasse insgesamt. Die Ansiedlung „Cătunul Floreasca“ lag in einer armseligen, dünn bebauten Landschaft, die man damals auch vielsagend „Groapa Floreasca“ (Floreasca-Grube) nannte.
Mit der Zeit wurde das Viertel für die Unterhaltung und Freizeitgestaltung bekannt. Einen großen Beitrag haben die Spendenaktionen einfacher Bürger und der Pfarrer der benachbarten Kirche geleistet. Diese übten Berufe wie Träger, Maurer, Straßenbahnführer, Mechaniker aus, die auch als arm galten. Am Anfang gab es ein einziges Zimmer, für das Geld, also Miete, bezahlt wurde.
Die Schule beginnt erst 1925/1926 in einem neuen Gebäude in Betrieb zu gehen. Dieses Mal belegt die Jungenschule Nr. 31 das Erdgeschoss, das erste Stockwerk die Mädchenschule Nr. 31 (8 Klassen insgesamt, Lehrerzimmer, Museum) und im zweiten Stockwerk gab es Wohnungen für die Schulleiter. 150 Schüler hatten Zugang zu einer Mensa, die auch heute den Schülern das Mittagsessen sichert. In demselben Gebäude war das Athenäum, eine Kulturstätte, untergebracht. Infolge des Erdbebens im Jahr 1940 verschwindet die zweite Etage. Die Schule beginnt sich destotrotz zu erweitern, weil man der Reihe nach sieben, acht und letztendlich zehn Klassen Pflichtschule einführt. Da die Schule zur Zeit Großrumäniens in der Gegenwart des Königs Ferdinand eingeweiht wurde, steht sie unter der Schutzherrschaft der königlichen Familie Rumäniens. Königin Elena besuchte 1945 die Schule. Sie wurde damals von einer Schülerin empfangen, die ein Foto als Andenken aufbewahrt hat und deren Enkelin heute Schülerin ist.
Seit dem Jahr 1968 gibt es zwei Teile des Gebäudes: einen historischen und einen Neubau.Die Schüleranzahl ist auf 1150 gestiegen. An den Recherchen haben sich auch die Professoren Mioara Săvinuță, Marilena Bratu und Adrian Ilie Aichimoaie beteiligt. Frau Săvinuță hat mit dem damaligen Minister 1999 die Schule in ein Gymnasium mit Abiturabschluss verwandelt und Klassen mit Deutsch als Unterrichtsfach eingeführt.
Diese ereignisvolle Geschichte hat die Schule zu dem gemacht, was sie heute ist: eine der bedeutendsten der Hauptstadt. Deshalb ist die Liste der Ehrengäste und der Redner sehr lang: Kulturreferentin Jana Flottmann seitens der deutschen Botschaft Bukarest, Sabine Maya Schlattner, Fachberaterin der ZfA in Süd-Ostrumänien und der Republik Moldau, Alexandra Tudor, Fachreferentin für Deutsch als Muttersprache, die Inspektoren Florina Voicu, Alexandrina Peter, Oana Dobrescu, Monica Ioniță, Staatssekretärin im Unterrichtsministerium, Archidiakon Eugen Maftei seitens der Partriarchie.
Bei der Ansprache von Direktor Gabriel Rizea ging es um die administrativen Bemühungen um das Bestehen dieser Schule.
„Aus dieser Perspektive der stellvertretenden Schulleiterin ist es mir ein Herzensbedürfnis hervorzuheben, dass ich als Deutschlehrerin die Schule zu einer Pasch-Schule-Partner der Zukunft ausgebaut habe. Mit besonderer Freude habe ich die Beziehungen zum europäischen und deutschen Rahmen erweitert”, illustrierte die stellvertredende Schulleiterin, Maria-Magdalena Popescu.
Tradition verpflichtet - und siehe da: Jeder hat an diesem Tag Empathie, Begeisterung, Ernst, Respekt und starke soziale Kompetenz gezeigt.
Musik verbindet: Unter der Leitung der Musiklehrerin Diana Panaite haben Nadina, Adina Tihulcă, ehemalige Schülerin und berühmte Sängerin, Alexandru Sârbu, Schüler und Sohn der Künstlerin Oana Sârbu, und Enache Valeriu, ehemaliger Schüler und jetzt Englischlehrer an der Schule, die musikalische Begleitung gesichert.
Der Festtag ist mit einer Torte und einem warmen Büffet unter dem stürmischen Applaus für alle, die diesen Tag zur Feier gemacht haben, ausgeklungen. Alles Gute zum Geburtstag, Vlahuță-Schule!
Die Deutschabteilung der Vlahuță-Schule...
...besteht bereits seit dem Jahr 1999, als die damalige Schulleitung die Kooperation mit dem deutschen Bildungssystem anbahnte. Die ADZ berichtete am 9. Oktober 1999, wie in Anwesenheit des Bildungsministers Andrei Marga und der Leiterin der Abteilung „Deutsch als Muttersprache“ im Bildungsministerium, Christiane Cosmatu, die zweite Deutsche Schule Bukarests eingeweiht wurde.
Was ursprünglich mit je einer Vorschul- und einer Mittelschulklasse begann, entwickelte sich in kurzer Zeit infolge der Bemühungen der Schulleitung und dem Interesse der Familien für die deutsche Sprache und Kultur zu einem echten Hit. Bereits ab 2002 nahmen mehrere Fachberater der Zentrale für Auslandsschulwesen (ZfA) ihre Tätigkeit in den Räumlichkeiten der Vlahu]˛ Schule auf. Im Jahr 2014 trat die Schule der vom deutschen Auswärtigen Amt betreuten PASCH-Initiative („Schulen: Partner der Zukunft“) bei, an der über 1800 Schulen weltweit aus 120 Ländern teilnehmen, mit dem Zweck, das Interesse und die Begeisterung für das moderne Deutschland und die deutsche Sprache in den jeweiligen Ländern zu wecken. Seit zehn Jahren bereits könnnen die Schüler der Vlahu]˛ Schule ihre Deutschkentnisse aufgrund der hier erworbenen DSD I- und DSD II-Diplome bezeugen.
Im Laufe der Zeit sind ăber zwanzig Lehrer an der Vlahuță Schule von der Vorschule bis zur Oberschule für die Fächer Mathe, Biologie, Physik, Chemie, Deutsch, Kunst und Geschichte zuständig und betreuen die mittlerweile auf rund 200 gestiegene Schülerzahl, die Deutsch als Muttersprache lernen, 135 Schüler in der Grundschule und 72 Schüler in der Mittelschule, sowie in den Bilingualklassen der Oberschule.
Die Bemühungen der Schule gehen jedoch darüber hinaus: unter Betreuung des Geographie- und Landeskundelehrers Mihai Dumitrescu haben die Schüler der Vlahu]˛-Schule unter anderem ein „Rumänisch-deutsches Wörterbuch rumänischer geographischer Benennungen“ sowie eine dazugehörige Landkarte erarbeitet, ein Projekt, das auch dieses Schuljahr während der Schulwoche „Schule anders“ weitergeführt wird. Ebenfalls haben die Schüler eine geographisch-historische Studie zum Mușcelu-Pass sowie eine Studie über „Bukarest von damals und derzeit“ erarbeitet, an denen sich die Schulleitung nebst den erfolgreichen Teilnahmen einiger Schüler an Deutscholympiaden zu freuen vermag.
Șerban Căpățână