Klausenburg – Sie mag zwar eine Dunkelziffer sein, die Zahl von Kulturkonsumenten mit ausgeprägter Neigung zu exklusiv christlicher Deutung der Geschichtsschreibung Europas und des Abendlandes, liegt jedoch bestimmt nicht im vernachlässigbaren Feld sich abschottender und radikalisierender Teilgesellschaften. Zwar haben wenige, aber angewidert hinterfragende Fürsprecher konservativer Weltbeziehungen auch den Facebook-Account des Nationalen Museums für die Geschichte Transsylvaniens (MNIT) im zentralen Klausenburg/Cluj-Napoca als Medium ihrer Kritik entdeckt: die Einladung zur „Mittelalterlichen Nacht“ am regional stolzen Haus für heute Abend, den 31. Oktober, dürfte bei weitaus mehr Museumsfreunden als nur den Unkenden, die sich akut auf den Plan gerufen fühlen, einige Verstimmung geweckt haben. Das MNIT schließlich setzt in der Lockung zum Besuchszeitraum von 19 bis 24 Uhr auf den nordamerikanisch populären und laut These der Encyclopćdia Britannica im keltischen Brauchtum verorteten Feiertermin Halloween. Wer sich ein Kostüm überstreift, das mit der Kleiderordnung etwa „eines Totengräbers, eines katholischen Ordensbruders, eines Jesuiten oder einer Hexe“ täuschend ähnlich verwechselt werden könnte, genießt an der Museumskasse freien Eintritt. „Alles, was dunkel und gotisch ist“, verspricht das MNIT als äußere Berechtigung auf kostenlosen Eintritt in alle temporären und permanenten Ausstellungen zu werten. Auf die ersten 100 in Halloween-tauglichem Gewand vorbeischauenden Kinder wartet eine Überraschung.
Bei aller Kontroverse und Provokation, zu der sich das Museum bewusst entschlossen hat, kann der „Mittelalterlichen Nacht“ ihr eigentlich klassisch-konservatives Programm nicht abgesprochen werden. Das nach genau 30 Jahren Dokumentation, Schenkungen, Sammelzeit und Recherche zur Freigabe an das Publikum gereifte Mittelalterliche und Vormoderne Lapidarium steinerner Exponate des 13. bis 19. Jahrhunderts wurde eben noch gestern Nachmittag festlich für eröffnet erklärt und geht heute in allgemein regulären Besuchsbetrieb über. Außergewöhnlich – und sicher viel weniger reißerisch, als der polarisierend werbende Titel es vermuten lässt – auch das Bildungs-Atelier für kleine und große Museumsgänger „An den Toren zum Inferno: Admetos und Alkestis“ im zweiten Stock, wo Januar 2024 die Keramik-Ausstellung „Grecii de peste mări“ mit tönernen Behältern vorchristlichen Ursprungs aus den italienischen Regionen Magna Grecia und Etrurien schließt. Das Atelier nimmt Bezug auf die Geschichte eines Liebespaares der griechischen Antike und findet um 19.30, 20.30 sowie 21.30 Uhr unter Beteiligung von bis zu 15 Personen je Startzeit statt. Eine Anmeldung ist nicht möglich, Plätze werden in Reihenfolge des Eintreffens vergeben. Richtzeit für den letztmöglichen Einlass in das MNIT zur „Nacht des Mittelalters“ ist 23.30 Uhr. Möglich ist auch der Eintritt durch Kauf eines Tickets zum Normaltarif ohne kostümiertes Anstehen.