Journalistik und Jugendarbeit für deutsche Minderheiten in Rumänien und Ungarn

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Erste Einblicke in die Arbeit des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) hat der mittlerweile 36-jährige Philip Klein als freier Mitarbeiter der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Almaty, in Kasachstan, erhalten. Damals lernte er eine ifa-Redakteurin kennen, die dort gelebt und gearbeitet hat. Die Arbeit habe ihn interessiert und angesprochen und seitdem habe Philip auch das ifa als Organisation verfolgt: um zu verstehen, wie und wo die Organisation tätig ist, und was es da so an beruflichen Möglichkeiten gibt.

Es führen ihn die journalistische Erfahrung und die Arbeit mit den deutschen Minderheitenmedien, sowie das Interesse für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, wo das ifa eine spannende Trägerstruktur für ihn sei, nach Temeswar. Der abwechslungsreiche Lebensweg von Philip Klein schlängelte sich nach dem sozialwissenschaftlichen Studium in Deutschland nach mehreren Auslandsaufenthalten in Zentralasien und Südkaukasus, dem Masterabschluss zu Konflikt- und Friedensforschung an der Universität in Magdeburg bis zu einem zweijährigen Volontariat bei einer deutschen Tageszeitung, der Heilbronner Stimme in seiner Heimatstadt als „ganz grundständige journalistische Ausbildung“. Als ifa-entstandten Kulturmanager beim Journalistenverein Funkforum in Temeswar interviewte ihn unsere ADZ-Redakteurin Astrid Weisz.


Was war es an der Funkforum-Stelle in Temeswar, das dich hierher gelockt hat?

Das Funkforum als Gastinstitution erscheint mir ungeheuer reizvoll. Es ist, glaube ich, ein ganz wertvoller Schatz, diese vielen erfahrenen Journalistinnen und Journalisten, die sich in diesem Netzwerk zusammentun. Es hat großes Potenzial, auf unterschiedliches Wissen, Ausbildungen und Erfahrungsschätze zurückzugreifen. Das finde ich unglaublich spannend. Wie auch, dass das Funkforum mit Print, TV, Radio und Online über alle möglichen Kanäle wirkt und somit über crossmediales Gesamtwissen verfügt. Man arbeitet dort nicht nur grenzübergreifend, sondern auch medienübergreifend. Ich denke beispielsweise an die Kolleginnen und Kollegen bei Radio Temeswar, die problemlos switchen können: an einem Tag Radiobeiträge erstellen, am nächsten Tag Videos drehen oder einen Zeitungsartikel schreiben. Das finde ich beeindruckend. Ich glaube, in diesem Kontext ist es auch einfacher, Jugendliche anzusprechen und zu begeistern. Und sie einzuladen, das so ein bisschen zu beobachten und kennenzulernen. Und sich dabei anzueignen, wie man da aus der Rolle dessen, der Fragen stellt, der Geschichten erzählt, arbeitet. Ich glaube, das passt sehr gut zusammen.

Teil der Entsendung nach Temeswar sind auch Jugendprojekte. Wie kommt der Bezug zu Jugendlichen in deinem Leben zur Geltung?

Es ist schon einige Jahre her, aber ich habe eine Ausbildung im sozialpädagogischen Bereich – zum Erzieher – gemacht. Dabei war ich im Elementarbereich, im Kindergarten, eingesetzt. Danach habe ich ein Studium der sozialen Arbeit absolviert. Nebenbei habe ich an einer Grundschule gearbeitet, dann später auch mit älteren Jugendlichen – mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten – in einer Art Wohngruppe. Und ich glaube, auch wenn ich jetzt auch schon ein bisschen älter bin, das gelingt mir doch ganz gut, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Da braucht man manchmal auch ein bisschen Selbstironie, weil man immer spürt, dass sie auch ihre Späße machen, aber ich glaube, das klappt ganz gut.

Wie hat der Einstieg in die neue Arbeit geklappt?

Für mich gibt es hier verschiedene Akteure oder Formate, bei denen ich in meiner Rolle als Kulturmanager mitwirke. Und eines dieser Felder ist das Funkforum, dann die deutsche Minderheit, die ich hier in Verbandsstrukturen kennenlerne und ein weiterer Schwerpunkt ist auf jeden Fall die bereits etablierte Jugendwelle. Das ist eine halbstündige Radiosendung, die alle 14 Tage im Sendefenster der deutschen Sendung auf Radio Temeswar läuft. Sinn und Zweck dieser Sendung ist, dass sie von Jugendlichen für Jugendliche in deutscher Sprache gestaltet wird. Eine erste Aufgabe, die ich wahrgenommen habe, ist, das zu begleiten und anzuleiten. Da gibt es Jugendliche, die sich schon länger, teilweise über Jahre hinweg, immer mal wieder engagieren und Beiträge vorschlagen, aufnehmen und einsenden. Manche sind erfahrener, manche sind frischer dabei. Die jungen Leute muss ich zunächst kennenlernen, um zu wissen: Wer braucht wo noch welche Hilfestellung? Wer kann was bereits gut alleine? Manchmal geht es um Grammatik und darum, dass ich dann einen Text nochmal überarbeiten muss, bevor er eingelesen wird. Manchmal geht es darum, wie man einen Beitrag baut, dass er spannend ist und sich auch an den Hörerinnen und Hörern orientiert. Und dann sind es auch Sachen, bei denen ich auch noch lernen kann, wie zum Beispiel die richtigen Übergänge zwischen Musik und Text.

Wie ging es los?

Bei der ersten Sendung von der Jugendwelle sah ich mich überraschend in der Situation, dann doch auch Lieder auszusuchen. Da ist wohl eine Absprache nicht so ganz geglückt. Also stand ich vor der Frage, aus dem Gefühl heraus deutsche Popmusik auszusuchen, die auch für die Hörerinnen und Hörer der Jugendwelle passen könnte. Das war ein bisschen herausfordernd und ich hoffe, dass die Musikauswahl nicht allzu irritiert hat.

Welche sind die Qualitäten, bei denen du meinst, dass sie dir besonders helfen werden bei dieser Entsendung?

Ich glaube dadurch, dass mein Volontariat noch nicht lange zurückliegt, kann ich gut an meine eigenen Lernprozesse anknüpfen. Als ich mich mit Journalismus vertraut gemacht habe, habe ich  Vieles durch Hinweise und Rückmeldungen von Kollegen gelernt und natürlich durch Übung. Wie zu überprüfen: Sind die W-Fragen geklärt? Was ist die zentrale Aussage eines Beitrags? Ich glaube, das hilft mir ganz gut, gegenüber den Jugendlichen – wie bei denen der Jugendwelle – meine Rolle als der zu finden, der etwas vermittelt, zu etwas anregt oder Hilfestellungen gibt.

Wenn wir auf die Stadt Temeswar Bezug nehmen, bist du angekommen oder noch nicht?

Ich muss mich an meinen Gasherd noch gewöhnen (lacht). Kürzlich ist mir mehrfach passiert, dass mir die Nudeln zerkocht sind, weil es viel heißer war, als ich gedacht habe. Aber ich glaube, das ist eine der Kleinigkeiten in einer neuen Umgebung. Das wird mir mit der Zeit gelingen. Ähnlich ist das bei der Stadt an sich: Manche Straßenzüge lerne ich erst so beim dritten Mal Gehen richtig gut kennen. So bilde ich mir dann auch meine persönliche Stadtkarte aus.
Wie sieht das mit den Menschen aus? Du hast ja mit deutschen Minderheiten in Russland und in Kasachstan zu tun gehabt. Wie ist das mit den Rumäniendeutschen, die du kennengelernt hast?

Bisher war ich dreimal zu Gast im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus und habe Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheit kennengelernt, teilweise organisiert in Verbänden mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien beziehungsweise der Deutschen im Banat, teilweise organisiert über Medien, wie die ADZ oder auch die Banater Zeitung – letztere vor Kurzem anlässlich der Feier zu ihrem 30-jährigen Bestehen. Ich erlebe Menschen, die sehr rührig sind, sehr gut organisiert und sehr engagiert, ihre Lebenswelt abzubilden und darzustellen. Es gab da einen Debattenbeitrag einer Frau, die beschrieb, dass sozusagen das Abbilden des Lebens der deutschen Minderheit – ich sage das jetzt in meinen Worten – auch eine Art Selbstvergewisserung ist: Wir sind da, wir existieren, wir hinterlassen unsere Fußabdrücke. Und ich glaube nicht nur, dass das aller Ehren wert ist, sondern auch eine Würdigung von Lebensleistung. Wahrscheinlich muss man auch sagen: von Überlebensleistung. Das scheint mir ausschlaggebend. Und dafür engagiert sich das ifa ja auch und das betrachte ich auch hier als Teil meiner Aufgabe.

Was erhoffst du dir von diesem Entsendejahr?

Ich bin noch am Ausloten, was möglich ist, denn wie beschrieben, bin ich noch am Kennenlernen der unterschiedlichen Strukturen, seien es die der Jugendlichen, seien es die der Erwachsenen. Wobei ich schon festgestellt habe, dass zum Beispiel in den Strukturen der deutschen Minderheit sich gerade auch ein Generationenwechsel abzeichnet. Und ich glaube, da wird es eine Herausforderung sein - ich möchte es mal so formulieren -  TikTok und Tracht zu verbinden. Oder herauszufinden, wo es da eine Schnittmenge geben kann – und sei es dann auch nur Instagram. Ich denke, dass das spannend wird. Das Funkforum sehe ich dabei als wertvolle Ressource: Wenn wir den Generationswechsel bei der deutschen Minderheit beobachten und die jungen Menschen als Keimlinge betrachten, dann würde ich vielleicht das Funkforum als Dünger oder Regenschauer wahrnehmen. Etwas, das unterstützt, dass die jugendlichen Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheit sich entfalten, sich selber aber auch abbilden und Nachrichten aus ihren Gemeinschaften heraus transportieren können. Wenn ich dort mit Rat und Tat mitwirken kann, diesen Generationenwechsel zu begleiten und bei der multimedialen Kompetenzentwicklung zu unterstützen, dann wäre ich schon mal ganz glücklich.

 

Sursa: https://adz.ro/artikel/aktuell/artikel/journalistik-und-jugendarbeit-fuer-deutsche-minderheiten-in-rumaenien-und-ungarn

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