Magie in Schwarz-Weiß

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Anlässlich der 66. Gründungsfeier des Kulturhauses „Friedrich Schiller“ in Bukarest ist dort letzte Woche der zweisprachige Bildband „Schwarz-Weiß-66-Alb-Negru“ von Dr. Klaus Fabritius, Ing. Cristian Sencovici und Eduard Duldner vorgestellt und die Fotoausstellung „Erinnerung in Schwarz-Weiß“ eröffnet worden. Der Bildband enthält 66 Schwarz-Weiß-Bilder von Landschaften, Natur und Menschen, je 32 von Dr. Fabritius und Cristian Sencovici und zwei Linoldrucke von Eduard Duldner. Dieser ist  beim Honterus-Verlag in Hermannstadt/Sibiu mit der Förderung des Altreichforums am Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) bereits erschienen. 

Ing. Cristian Sencovici, Bauingenieur und Übersetzer, eröffnete seinen Vortrag mit einem Zitat und einem Witz: Henry Cartier-Bresson zufolge sei ein gutes Foto ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaue. Gemäß diesem Kriterium sei das lange Be-obachten der ausgestellten Fotos seitens des Publikums ein Zeichen des Erfolgs. Wer die Frage nach dem Erfinder der Fotografie stellt, bekommt als Antwort einen Witz des 2018 verstorbenen evangelischen Pfarrers Walther Gottfried Seidner, der vielen unter dem Spitznamen „Voltaire von Stolzenburg/Slimnic“ bekannt war: „Die ersten Fotografen waren die Schildbürger; sie haben das Licht in einem Sack eingefangen und es dann in die Dunkelkammer befördert.“ 
Nachdem er ein Lächeln bei den Zuschauern ausgelöst hat, sprach Ing. Sencovici über die zahlreichen Fotoausstellungen und Diapräsentationen, die im Laufe des 66-jährigen Bestehens des Schillerhauses organisiert wurden. Als früherer Veranstaltungskoordinator kennt er seit fast einem halben Jahrhundert die kulturelle Tätigkeit des Kulturhauses der deutschen Minderheit in Bukarest aus erster Hand und hat bei der Gestaltung vieler Ausstellungen, vor allem für den Fotoclub „Prietenii mun]ilor“ (Bergfreunde), mitgewirkt. Davon hat er auch ein paar aufgezählt: eine Fotoausstellung über siebenbürgisch sächsische Dörfer von Paul Schuster, eine über die Deutschen in Bukarest von  Dan Fonoș und seiner Tochter Nora, eine weitere von Dan Fonoș über Birthälm/Biertan, eine rückblickende Fotoausstellung von Hermann Hell, bekannt als Fotograf des Banats, und viele andere.

Der Fotoclub hat seinen Namen im Laufe der Zeit geändert, aber die Fotokunst war schon immer im Schillerhaus und im Herzen von Cristian Sencovici zu Hause. Er betreibt die Fotografie als Hobby, doch verfügt über mehr Fachkenntnisse und Geschicklichkeit als ein Amateur und betrachtet sich selbst eher als einen „professionellen Amateurfotografen“. Anstelle langer Beobachtungen oder Warten auf die perfekte Aufnahme oder das passende Licht, haben ihn immer ein plötzlicher Lichteinfall und besondere Sujets überrascht. „Glück“, meint Sencovici bescheiden.

Im Unterschied dazu ist Dr. Klaus Fabritius ein geduldiger Beobachter, der in seiner Freizeit überwiegend Naturfotografie betreibt. Dies liegt auch in der Natur seines Berufs als Biologe, Forscher und Dozent an der Akademie für Landwirtschafts- und Forstwissenschaft „Gheorghe Ionescu- Sisești“. Außerdem ist Fabritius Vorsitzender des Altreichforums des DFDR, Autor vieler wissenschaftlicher Bücher und wurde dieses Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ihm sind zahlreiche Bildbände und Fotoausstellungen, unter anderem über das Donaudelta, Vögel, Wildtiere, Schmetterlinge, Blumen, siebenbürgisch-sächsische und deutsche Trachten sowie Fachwerkhäuser, zu verdanken. Die Fotografie erklärte er zur „Leidenschaft meines Lebens“. Obwohl Fotos von Menschen nicht zu seinem Hauptinteresse gehören, war sein erstes Foto ein Porträt von seiner Großmutter, das er in der fünften Klasse mit einer Plattenkamera geknipst hatte. Ein bedeutendes Foto aus seinem persönlichen Archiv bleibt wohl das letzte Porträt des rumänischen Schriftstellers Marin Preda, das er durch Zufall ein paar Tage vor Predas Tod Mai 1980 aufgenommen hatte und wofür er das Autorenrecht besitzt.

Dr. Fabritius erinnerte an die Anfänge der Fotografie in Schwarz-Weiß und dass es zwischen den beiden Gegensätzen eine Vielzahl Schattierungen von Grautönen gebe, die einem Bild Schönheit, Ausdruckskraft und Persönlichkeit verleihen. Dabei handele es sich um ein Zusammenspiel von Licht und Schatten, die dem Bild Einmaligkeit verleihen. Jedes Foto ist ein Unikat, auch wenn mehrere Fotografen dasselbe Sujet aufnehmen. Persönlichkeit, Geschicklichkeit, aber auch Technik und Fotomaterial machen das Bild zu einem Eigenwerk, das den Abdruck des Fotografen aufweist. Dieser wird verstärkt, wenn das Bild vom Fotografen selbst bearbeitet wird. „Noch vor Jahren zog sich der Fotograf mit seinem Rohbild in die Dunkelkammer zurück, wo er es entwickelte und ihm eine persönliche Note gab. Dabei entstanden jene Unterschiede zwischen Amateur- und Berufsfotografen, Dokumentaristen, Chronisten sowie Künstlern“, deutet Fabritius.

Ein anderer wichtiger Punkt seines Vortrags war die aktuelle Wiederkehr zur Schwarz-Weiß-Fotografie, auch wenn sie viele Menschen als historisch, veraltet oder nostalgisch betrachten. „Ganz sicher hat sie ihre Aktualität nicht verloren, keinesfalls ihren künstlerischen Wert. Ganz im Gegenteil erlebt sie heute ihre Umwertung“, betont Fabritius. 
Zu bedauern seien jedoch der Verzicht auf ausgedruckte Fotos und auf das Fotoalbum der Familie im konkreten Papierformat zugunsten virtueller Fotogalerien. 

Als letzter Redner hat der bildende Künstler, Mitglied im Verband der Bildenden Künstler (UAP), Eduard Duldner, über die Technik des Linolschnittes, mit der er die beiden Grafiken für diesen Bildband realisiert hat, referiert. Die mit „Erscheinungen (Technologie) I und II“ betitelten Grafiken sind neue schwarz-weiße Linoldrucke aus seinem 2019, ebenfalls beim Honterus-Verlag erschienenen und im Schillerhaus vorgestellten Kunstband „Durch Traum an den Rand des Chaos“ (die ADZ berichtete) und sollen im Kontext der gesellschaftlichen Evolution verstanden werden. „Die Entwicklung der Humanität und des Bewusstseins wird durch die Erneuerung, das Wachstum und die Anerkennung der wesentlichen Solidarität mit allen Lebenssystemen geschehen, und durch die Anerkennung des Lichts und der dunklen Seite in uns, indem wir uns der Muster bewusst werden, die uns mit dem Leben, der Materie und dem Geist verbinden“, beschrieb Eduard Duldner das Konzept seiner beiden Grafiken vor genau vier Jahren. Ihm ist außerdem auch die künstlerische Gestaltung des Bildbandes „Schwarz-Weiß-66“ zu verdanken.

Die Ausstellung mit Fotos aus dem Bildband kann im Schillerhaus (Str. Batiștei Nr. 15) montags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 18 Uhr, dienstags und freitags bis 16 Uhr, bis Monatsende besucht werden. Der Eintritt ist frei.
 

Sursa: https://adz.ro/artikel/aktuell/artikel/magie-in-schwarz-weiss

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