Viel mehr als nur ein Tor zur idyllischen Maramuresch

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Im Talkessel am Fuß des  Bergmassivs Gutâi erstreckt sich die traditionsreiche Bergbau- und Industriestadt Neustadt/Baia Mare (ältere Bezeichnung: Frauenbach). Seit dem 14. Jahrhundert wurden hier Bunt- und Edelmetalle abgebaut. Die Industriegeschichte der Stadt hat bis heute ihre Spuren hinterlassen. Der Ort geriet im Jahre 2000 durch den Dammbruch einer Absetzanlage für metallurgische Abfälle, der eine schwere Umweltkatastrophe durch Freisetzung von Natriumcyanid und Schwermetallen zur Folge hatte, europaweit in negative Schlagzeilen. Wie viele rumänische Industriestädte sah sich auch Neustadt mit einem Strukturwandel konfrontiert. Eine Herausforderung, welche die Stadt vor allem in den letzten Jahren herausragend zu meistern scheint. 

Wer die größte Stadt im Kreis Maramuresch auf den ersten Blick nur auf ihre Industriegeschichte reduziert, tut ihr Unrecht. Lange Zeit wurde sie als „hässliches Entlein“ im Nordwesten gesehen. In älteren Reiseführern wurde sie nicht selten mit Adjektiven wie abschreckend oder schäbig beschrieben. Der am kleinen Fluss Săsar gelegene Ort hat jedoch viel mehr zu bieten und wird bisweilen unterschätzt. Nicht zuletzt belegt die Bewerbung der Stadt um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ seitens Rumäniens, der letztlich an Temeswar/Timișoara ging, dass sich in Neustadt etwas tut und der Strukturwandel mit größeren Schritten vollzogen wird. Rund um die Stadt kann man in die pittoreske Maramuresch eintauchen. Eine der schönsten Landschaften Rumäniens.

Klein, aber fein

Die Altstadt ist nicht sonderlich groß, daher lässt sie sich bestens zu Fuß erkunden. Sie erstreckt sich rund um den Freiheitsplatz/Piața Libertății. Um den zentralen Platz reihen sich wunderschön renovierte farbenprächtige Gebäude. Hier lässt es sich besonders gut flanieren. In den diversen schicken Cafés, Restaurants und Bars findet man von rustikaler bis internationaler Küche alles, was der Gaumen begehrt. Hat man es sich auf der Terrasse einer der Cafés gemütlich gemacht, so kann man auch einen hervorragenden Blick auf die Hügellandschaft der Ostkarpaten werfen, die die Stadt umgeben.

Auf mittelalterlicher Spurensuche

Rund um die Altstadt lassen sich diverse Spuren aus dem Mittelalter finden. Direkt am Freiheitsplatz stößt man bei genauerem Hinsehen auf das sogenannte „Haus Iancu de Hunedoara“. Es ist das älteste noch stehende Gebäude der Stadt, welches seine Geschichte bis in die 1440er Jahre zurückverfolgen lässt. Südöstlich des Freiheitsplatzes gelangt man zum Stefansturm, der an den Festungsplatz grenzt. Eines der Wahrzeichen der Stadt, das ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt. Hierbei handelt es sich um den Glockenturm der ehemaligen Kirche des „Heiligen Königs Stefan“. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche „Heiliger Stefan“ stammt aus dem Jahre 1347. Der aus massivem Stein errichtete Turm wurde auf Initiative des Fürsten Johann Hunyadi zum Gedenken an den Sieg von Ialomița (1442) gegen die Osmanen errichtet. Er ist etwa 50 Meter hoch und bietet von der Vorhalle aus einen herrlichen Blick über die ganze Stadt.

Weiter südlich der Altstadt stößt man auf den sogenannten „Metzgerturm“, der gemäß Quellen 1547 gebaut wurde. Er ist ein Überbleibsel der ehemaligen Stadtmauer, die insgesamt über sieben Türme verfügte und im 15. Jahrhundert zu Verteidigungszwecken errichtet wurde. Hier befand sich auch das Südtor eines der vier Haupttore der damaligen Stadtanlage. Die Turm wurde auch als „Munitionsturm“ bezeichnet, weil die Soldaten im Innern des Baus Waffen und Schießpulver aufbewahrten. Seine Bezeichnung erhielt er, weil die Zunft der Metzger die Aufgabe hatte, ihn zur Verteidigung der Festung gegen Angriffe von außen zu nutzen. Die Zunft der Metzger gehörte während dieser Periode zu den größten und einflussreichsten Zünften der Stadt.

Traditionsreiche Schauspielbühnen

Neustadt blickt auf eine langjährige Theatertradition zurück. Wer sich für das Theater interessiert, kann auch hier fündig werden. Bereits seit über 60 Jahren verfügt die Stadt über zwei Theaterbühnen: das 1952, damals als „Staatstheater“ mit einer Bühne im damaligen Kinosaal „Popular“ gegründete und das heute als „Stadttheater“ im Schauspielgebäude bekannte, nur wenige hundert Meter von der Altstadt entfernt beheimatet. Zudem gibt es seit 1956 auch ein Puppentheater, welches Jung und Alt mit diversen Stücken begeistert.

Museen für jeden Geschmack

Wer seinen Stadttrip in Neustadt mit einem Museumsbesuch verbinden möchte, hat hier eine durchaus gute Auswahl. Die Stadt verfügt neben einem Planetarium über insgesamt sechs Museen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Eines der bekanntesten und frequentiertesten ist das Museum für Mineralogie. Das Museum bietet den Besuchern auf über 900 Quadratmetern eine Dauerausstellung mit über 1000 Mineralien- und Fossilienexponaten. Weitere 15.000 Exponate befinden sich in den Lagerräumen des Museums. Es gehört damit zu den größten Regionalmuseen Rumäniens.

Wer sich mehr für die Geschichte der Region Maramuresch interessiert, ist im Kreismuseum für Geschichte und Archäologie richtig. Es befindet sich am Rande der Altstadt gegen-über der römisch-katholischen Kirche der „Heiligen Dreifaltigkeit“.

Wissenswertes über die ethnografischen Besonderheiten der Region lässt sich im Museum für Ethnografie und Volkskunst sowie dem seit 1984 bestehenden Freilicht- und Dorfmuseum erkunden. Das Dorfmuseum legt seinen Fokus dabei auf vier ethnografische Gebiete im Nordwesten Rumäniens. Aufbereitet werden architektonische Exponate des Dorflebens der Regionen „Țara Chioarului“, „Țara Lăpușului“, „Țara Codrului“ sowie „Țara Maramureșului“. Das Freilichtmuseum ist ganzjährig geöffnet und kann von dienstags bis sonntags besucht werden.

Für jeden, der sich für unseren Sternenhimmel interessiert, verfügt Neustadt über das älteste öffentlich zugängliche Planetarium in Rumänien. Das Planetarium wurde 1969 eröffnet. Heute bietet es ein vielfältiges Angebot für Jung und Alt im Bereich der Astronomie. Gerade für Familien ist es einen Besuch wert.

Einstige Künstlerkolonie wirkt bis heute nach

Vielen Kunstinteressierten dürfte der Name des mittlerweile international renommierten Künstlers, Adrian Ghenie, bekannt sein. Er ist ebenfalls ein Sohn der einstigen Bergbaustadt. Jedoch wissen nur wenige, dass Neustadt schon in der Belle Époque vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre ein künstlerisches Zentrum für einige bekannte Künstler war. Hier entstand innerhalb der Künstlerkolonie, in der während ihres Bestehens mehr als 3000 Künstler aus Mittel- und Osteuropa arbeiteten, auch die Bewegung der „Schule der Neustädter Malerei“. Diesem Thema widmet sich auch das Kunstmuseum „Centrul Artistic“. Es stellt als einziges Museum in Rumänien exklusiv Werke dieser Künstler aus. Insgesamt verfügt das Museum über eine Sammlung von etwa 3300 Kunstwerken.

Das „Florean“ ist ein ebenfalls sehenswertes Kunstmuseum. Ihm liegt die Idee zugrunde, eine private Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit elf Jahren baut die Institution ihre Sammlung aus. Zu sehen gibt es ein breit gefächertes Angebot an Kunstwerken wie Gemälden, Fotografien, Drucken, Skulpturen und Graffiti-Werken. Das Museum widmet sich auch der Talentförderung. Junge Künstlerinnen und Künstler bekommen die Chance, ihre Werke in den Ausstellungsräumen zu präsentieren.

Kastanien – mehr als nur ein Symbol

Der Esskastanienbaum ist seit hunderten von Jahren ein wichtiges Symbol der Stadt. Das Kastanienfestival, das jährlich im Herbst seit über zwei Jahrzehnten veranstaltet wird, ist eine der bedeutendsten Feierlichkeiten Neustadts. Jährlich ist es ein Besuchermagnet und zieht so Einheimische wie auch Touristen gleichermaßen an.

Idyllische Landschaft und Kultur vor der Tür

Auch im Rahmen eines City-Breaks bietet sich Neustadt als optimaler Startpunkt, um die Schönheit der Maramuresch zu entdecken. Verlässt man die Stadt, so kann man relativ schnell in die atemberaubende, bewaldete Hügellandschaft eintauchen. Hier bieten sich zu jeder Jahreszeit diverse Möglichkeiten und Ausflugsziele. Im Winter sind Kapnik/Cavnic und der Komplex Șuior erste Anlaufstellen für den Skisport. Wer eine Fahrt hoch zur „Statiunea Izvoare“ auf sich nimmt, wird mit einem wunderschönen Blick über die Landschaft belohnt: Wälder, Täler und wild anmutende Bäche. Grün, soweit das Auge reicht.

Nur eine 20-minütige Fahrt ist der Firiza-See entfernt. Neben Bootsfahrten kann man hier auch wandern oder die Wälder auf ausgewählten Routen mit dem Mountainbike erkunden. In der Gegend findet man auch zahlreiche berühmte Fischrestaurants (păstrăvărie) mit hervorragend zubereiteten Forellen, die oft aus den Bächen der Gegend stammen.

Einen tieferen Einblick in das Kulturerbe bieten die Holzkirchen der Maramuresch. Sie sind einzigartig in Form und Verzierung, und acht von ihnen in Bârsana, Budești, Desești, Ieud, Plopiș, Poienile Izei, Rogoz und Șurdești wurden von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. 

Sursa: https://adz.ro/artikel/aktuell/artikel/viel-mehr-als-nur-ein-tor-zur-idyllischen-maramuresch

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