Temeswar - Die West-Universität Temeswar/Timișoara (UVT) hat das Projekt „MapSense - Navigating the World by Touch“ umgesetzt, ein in Rumänien einzigartiges Projekt, das alle wichtigen Räume der Universität durch taktile Modelle auch sehbehinderten Menschen zugänglich macht.
Das an dem Projekt beteiligte Team arbeitete mehr als ein Jahr lang an der Erstellung der sieben großformatigen Modelle. Sie wurden mit Hilfe von 3D-Drucktechniken aus Kunststoff hergestellt. Ihr Ziel ist es, blinden Menschen ein maßstabsgetreues Modell der Struktur jedes Stockwerks des Gebäudes zur Verfügung zu stellen. Solche taktilen Modelle helfen blinden Menschen, den Raum wahrzunehmen, in dem sie sich befinden, und sich im Gebäude zurechtzufinden. Die Modelle sind am Haupteingang und am Aufzugsausgang in jedem Stockwerk angebracht.
„Die UVT ist längst zu einer Bildungsstätte geworden, die auf Inklusion ausgerichtet ist. Der Prozess der Zugänglichkeit durch die Kennzeichnung der Zugänge zu den Vorlesungsräumen mit Braille-Schrift wurde auf nationaler Ebene wahrgenommen. Mit dem MapSense-Projekt entwickeln wir nun dieses Projekt weiter und ergänzen die Orientierungshilfe für Blinde durch die Installation der taktilen Karten. Ich möchte ein wesentliches Merkmal des Projektteams hervorheben, nämlich die Interdisziplinarität und Heterogenität der Teilnehmer, von Studenten bis zu Doktoranden, aus allen notwendigen Fachrichtungen“, sagte der Rektor der West-Universität, Marilen Pirtea.
Die Arbeit ist das Ergebnis einer Teamarbeit, an der Studierende und Professoren der Fakultät für Soziologie und Psychologie, des Fachbereichs Geografie und des Fachbereichs Informatik beteiligt waren. Die 3D-Modellierung wurde von Marijus Musta durchgeführt, einem UVT-Absolventen mit einem Doktortitel in 3D-Design im Bereich Automobildesign. Alina Satmari, Teamkoordinatorin und Dozentin im Fachbereich Geografie, ist Expertin für taktile Karten. Răzvan Ioan Iovescu, Thomas Lazăr Andrei und Daniel Claudiu Miron, Studenten des zweiten Studienjahres im Fachbereich Informatik an der UVT, die von Theodor Radu Grumeza, Doktorand an der Fakultät für Mathematik und Informatik, koordiniert werden, haben zur Modellanpassung und zum 3D-Druck beigetragen. Sie alle sind Teil des Smart::Bits-Roboterteams, das in den letzten Jahren mehrere innovative Geräte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen entwickelt hat. Oana Tudor, Schülerin des Carmen-Sylva-Lyzeums in Temeswar, Constantin Cristache, Lehrer an der Iris-Blindenschule, Iasmina David, Masterstudentin an der Fakultät für Soziologie und Psychologie, und Simona Smultea, Mitglied des Vereins „Ceva De Spus“, spielten ebenfalls eine sehr wichtige Rolle in dem Projekt und leisteten wertvolle Unterstützung bei den Testphasen der Modelle.
„Die Sorge um die Zugänglichkeit in der Hochschulbildung ist eine Mission, die sich die UVT zu eigen gemacht hat. Wir wollen allen Kategorien von Studierenden die Möglichkeit bieten, in einem unterstützenden Umfeld zu studieren, das ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht. Vielfalt und Chancengleichheit sind obligatorische Elemente für jede Hochschuleinrichtung“, sagt Prof. Dr. Theofild Lazăr, Prodekan der Fakultät für Soziologie und Psychologie und Projektkoordinator. „Wir sind vom aktuellen Grundriss ausgegangen und haben die Prinzipien des taktilen Mappings angewandt, das die Anzahl der Elemente reduzieren und verallgemeinern soll, eine Art taktile Ökonomie nach dem Prinzip ´weniger ist mehr´. Der Tastsinn hat ein anderes Auflösungsvermögen als der visuelle Sinn, und wir haben in den letzten Jahren gelernt, dies zu berücksichtigen, als wir uns auf die Herstellung von kartografischem Material für Sehbehinderte spezialisiert haben. Die Karten wurden im Laufe der Zeit von blinden Menschen getestet und auf deren Anregungen hin verbessert“, erklärt Alina Satmari, Dozentin an der Fakultät für Geografie und Expertin für taktile Karten.
„MapSense ist erst der Anfang eines komplexen Projekts, einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen mehreren Fakultäten und dem Privatsektor. Ohne das Engagement aller Teammitglieder wäre es nicht möglich gewesen. Wir verpflichten uns, weiterhin Lösungen zu entwickeln und zu verbessern, die die sehbehinderte Gemeinschaft unterstützen“, bekräftigt Theodor Grumeza, Doktorand an der Fakultät für Mathematik und Informatik. Die taktilen Karten des MapSense-Projekts sind ein Schritt auf dem Weg zu einer breiteren Zugänglichkeit der Universität. Die Entwicklung der Zugänglichkeit wird auf mehreren Ebenen fortgesetzt: Zugänglichkeit aller Lernräume, Zugänglichkeit der Lehr- und Lernprozesse, der Bewertung und der Aufnahme.