Es war an einem herrlichen Oktobertag, als sich in Seligstadt die Bewohner der Ortschaften des Fogarascher Kirchenbezirks trafen, um die Neueinweihung der evangelischen Kirche zu feiern. Man hatte es geschafft, dieses imposante Kirchengebäude in zwei Jahren zu renovieren und dadurch ein langjähriges Projekt zu krönen: die Nutzbarmachung einer Kirchenburg durch die Einrichtung eines Jugendzentrums innerhalb seiner Mauern. Zwar waren manchmal in der Presse Nachrichten über Schüleraktivitäten in Seligstadt/Seliștat und Bekokten/Bărcuț aufgetaucht, aber ... wo liegt das eigentlich?
Selbst für Kenner der siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft gilt die Gegend zwischen Altfluss und Harbachtal im Norden von Fogarasch/F²g²ra{ als abgelegen und schwer erreichbar, weil Schotterstraßen nicht jedermanns Sache sind. Wer es trotzdem wagt, entdeckt ein einmaliges Naturparadies. Hier erreichen einige Gipfel auch über 700 Meter, sind bewaldet und von kurvenreichen Forststraßen durchquert, mit Fernsicht auf ausgedehnte Täler, wo einsame Schafherden weiden. Am Straßenrand lugen Rehe aus dem Maisfeld oder grasen ungestört auf Feldrainen. Ein neugieriger Fuchs kreuzt unseren Weg, verschwindet im Randgebüsch. Auch Bären sollen hier zu Hause sein. Ein Wegweiser mitten im Wald führt zur Quelle des Harbachs, der hier zwischen Bekokten und Seligstadt entspringt.
In diese abgelegene Gegend kam Leben, als das Ehepaar Johannes und Renate Klein das Pfarramt in Fogarasch übernahm. Dazu gehören auch acht evangelische Kirchengemeinden im Umkreis. Dass hier zwei Theologen mit Auslandserfahrung eingesetzt wurden, war ein ganz besonderer Glücksfall, wie man später feststellen sollte.
Anlässlich der kürzlich in Hermannstadt/Sibiu abgehaltenen Tagung der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen konnten die Kleins ihr Erfolgsrezept vorstellen. Der Anfang war keineswegs leicht gewesen. Diese von den Sachsen verlassenen Dörfern mit ihren einmaligen Kirchenburgen mussten vom Verfall gerettet werden. Man brauchte Ideen und Ausführungskraft, und das besaßen die beiden Theologen in Fogarasch. Ihr erster Plan: Sie begannen mit den Gebäuden rings um die Kirchenburg, also Pfarrhaus, Schule und Kulturheim. Die verbliebenen Sachsen wie auch einige Kuratoren mussten davon überzeugt werden. Religionsstunden mit Kindern abhalten und Freizeiten gestalten, erwies sich als gute Idee und hatte Erfolg. Leere Pfarrhäuser als Treffpunkt für Jugendliche! Die Seligstädter Kuratorin Sara Tonca war begeistert, spendierte sofort eine alte Couch und war bis zu ihrem Tod eine hilfreiche Seele. Das geräumige Pfarrhaus wurde mit Helfern und willigen Sponsoren hergerichtet. Religionsstunden, Freizeitprogramme wurden abgehalten, mit der Zeit auch rumänische Schulkinder miteinbezogen. Das Seligstädter Jugendzentrum begann zu funktionieren. Dann folgte die Renovierung der sächsischen Schule und des alten Rathauses. Die Zahl der Kinder wuchs ständig, nachdem man auf Landesebene durch interessante Projekte und Programme in deutscher Sprache auf sich aufmerksam gemacht hatte. Immer mehr Kinder bevölkerten das Jugendzentrum, das inzwischen ein festes Team von Mitarbeitern auf die Beine gestellt hat. Über rund hundert Plätze verfügt inzwischen jede dieser beiden Ortschaften, nachdem in Bekokten eine Kinder-Uni eröffnet wurde. Unvergessen bleibt die ständige Unterstützung aus dem Ausland über Freunde und Stiftungen sowie Mitarbeiter.
Der nächste und schwerste Schritt stand noch bevor. Von den zahlreichen Baudenkmälern, die in über 200 von Sachsen bewohnten Ortschaften errichtet worden waren, nehmen die Kirchenburgen einen besonderen Platz ein. Jede einmalig in ihrer Art und als Kunstdenkmal besonders wertvoll, gelten sie als Geschichtszeugen, deren Bewahrung eine Pflicht darstellt. Seligstadt hatte die Chance, zu den 20 ausgewählten Kirchenburgen zu gehören, die teilfinanziert wurden. Mit einer Fachfirma aus Ploie{ti und viel Eigenbeitrag hat man es in zwei Jahren geschafft, der Wehrkirche ihren alten Glanz wieder zu geben. Seligstadt besitzt eine besonders eindrucksvolle Kirchenburg. Vom ursprünglichen Bering ist nur ein Fruchthaus übriggeblieben, aber die Wehrkirche selbst ist ein Bauensemble besonderer Art: mächtige steinerne Strebepfeiler verwandeln den Chor in einen trutzigen Wehrturm mit hölzernem Wehrgang, angeschlossen an ein bewehrtes Kirchenschiff neueren Datums. Vom Berghang aus beherrscht das Bauensemble die ganze Umgebung.
Die Einweihung erfolgte im festlichen Rahmen, die Gäste kamen aus den Ortschaften der Umgebung. Von Schirkanyen/[ercaia, Fogarasch und Scharosch/[oar{, von Seiburg/Jibert, Leblang/Lovnic und Rohrbach/Rodbav, Bekokten und natürlich Seligstadt. Pfarrer Johannes Klein bestritt mit zwei Vikarinnen einen beeindruckenden Gottesdienst in deutscher und rumänischer Sprache, begleitet von Gesang und Orgelmusik. Dann traf man sich bei Speis´ und Trank in geselligem Beisammensein im Kultursaal. Die meisten kennen sich längst, denn Gottesdienst wird reihum in den Dörfern gehalten, man wird mit Kleinbussen gesammelt. Interessant ist die Bevölkerungszahl der Sachsen in diesen abgelegenen Dörfern. In einigen leben zwei, drei Familien, in anderen sind es 40 bis 50 Sachsen. Sommerüber sind es mehr, denn die sogenannten Sommersachsen gehören längst zum Dorfbild. Einige kaufen ihre Wohnhäuser zurück und bringen sie in Ordnung. Seligstadt ist ein treffendes Beispiel dafür. Verrät vielleicht die alte Bezeichnung mehr darüber? Es gibt da gleich mehrere Ortsnamen von Glück und Seligkeit: Selgestat, Felix locus - bezieht sich das auf die anmutige Lage oder das ausgeglichene Leben hier?
Der 88-jährige Erich Johann Lukas kann ein Liedchen davon singen. Der Bauernsohn arbeitete als Schlosser in der Kronstädter Industrie, wanderte 1980 aus, kehrte aber immer wieder zurück und bereicherte sein Dörflein mit einem Dorfmuseum, das Seltenheitswert besitzt. Von Haus und Hof, Garten und Feld, Handwerk und Brauchtum ist alles zu finden, was das dörfliche Leben einst bestimmte. Als Dorfchronist verfasste er zwei Bücher über Seligstadt, eines davon wurde auch ins Rumänische übersetzt. Für seine Tätigkeit hierzulande wie auch in Deutschland im Rahmen der HOG wurde er ausgezeichnet. Wenn er im Herbst westwärts pilgert, überlässt er den Museumsschlüssel seiner Landsmännin Dora Marinescu, die gern Führungen übernimmt. Sie ist eine Rückkehrerin, die bleibt. Frischen Wind aus Deutschland brachte kürzlich Heidrun Meyndt, die ein Jahr lang als Referentin für Sozialbedürftige in den Dörfern des Fogarascher und Repser Kirchenbezirks im Einsatz sein wird. Eine gute Nachricht für einsame und kranke Dorfbewohner! Doch auch die Kinder können sich freuen: Johannes und Renate Klein haben längst Herbstkurse vorbereitet!
Wo auch der Harbach „selig“ ist
Sursa: https://adz.ro/artikel/aktuell/artikel/wo-auch-der-harbach-selig-ist
Declinarea răspunderii !!!
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